Das LRS-Behandlungskonzept
Die „Lautgetreue Lese-Rechtschreibförderung“ nach C. Reuter-Liehr
Die zertifizierte LRS-Therapie nach Reuter-Liehr ist ein wissenschaftlich überprüftes Konzept mit dem Ziel erfolgreicher Kompensation der Lese-Rechtschreibstörung. Sie orientiert sich am Entwicklungsprozess des Schriftspracherwerbs und ermöglicht ein strategiegeleitetes Lernen.
Ziel des Behandlungskonzeptes ist die Vermittlung einer langfristigen, sicheren Lese-Rechtschreibkompetenz, die das legasthene Kind befähigt, gezielt hilfreiche Lese- und Rechtschreibstrategien einzusetzen, da es die strukturellen Regelmäßigkeiten der deutschen Schriftsprache nicht intuitiv erfassen kann. Es gilt die Überforderungssituation bei schriftsprachlichen Arbeiten zu beenden, um die emotionale Belastung durch erfahrene Misserfolge aufzuheben. Hierzu ist eine genaue Fehleranalyse unerlässlich, wobei vier Fehlertypen differenziert werden:
Phonemstufenfehler: Verstöße gegen die lautgetreue Schreibung
Regelfehler: Verstöße gegen die regelhaften Abweichungen
Speicherfehler: Verstöße gegen die Abweichungen vom Regelhaften
Restfehler: Verstöße gegen Rechtschreibregeln, die einen höheren
Abstraktionsgrad erfordern.
Begonnen wird mit der Therapie an der Nullfehlergrenze des Kindes und schreitet vom Häufigen zum Seltenen und vom Leichten zum Schweren voran. Fortlaufende Erfolge werden so gesichert und die bestehende emotionale Belastung und die erfahrenen Misserfolge aufgehoben. Tempo und Ablauf sind von den individuellen Voraussetzungen des Kindes abhängig.
Das spezielle Lese-Rechtschreibtraining erfolgt in mehreren Phasen:
Training der lautorientierten/phonemischen Strategie
Training der orthographischen/morphemischen Strategie
In einer dritten Phase gilt es - wenn es sich als notwendig erweisen
sollte - die orthographisch/morphemische Strategie zu erweitern und
Ausnahmewörter zu speichern; dies ebenfalls in einer sinnvollen
Systematik, basierend auf der erlernten Morphemsegmentierung.
Das Therapiekonzept sieht vor, vier elementare Bestandteile konsequent miteinander zu verknüpfen, um auf der Grundlage dieses integrativen Vorgehens ein strategie-geleitetes Lernen zu ermöglichen:
Eine zweckbezogene Sprachsystematik.
Wir arbeiten in der therapeutischen Situation nach den Entwicklungsstufen des Schriftspracherwerbs vom Leichten zum Schweren und vom Häufigen zum Seltenen.
Lautanalytisch ausgewähltes Wortmaterial
Während des gesamten Lernprozesses wird konsequent nur exakt lautanalytisch ausgewähltes Wortmaterial – stets dem Lernstand des Kindes entsprechend – eingesetzt. Wir beginnen mit den Mitsprechwörtern (ca. 60% Vorkommnisse in der deutschen Orthographie), gehen über zu den Regelwörtern (ca. 30%), um dann anschließend die Ausnahmefälle, die sogenannten Speicherwörter (ca.10%) zu bearbeiten.
Sensomotorisch orientierte / sprachstrukturierende Methoden.
Zum Einsatz kommen je nach Entwicklungsstand
Lautgebärden
Das rhythmische Syllabieren
– Silbentanzen à Sprechtraining
– Synchrones Sprechschreiben à Schreibtraining
– Lautes Silbenbögenlesen à Lesetraining
Morphemsegmentierung (Regeltraining)
Verhaltenstherapeutische Verstärkung.
Besondere Beachtung findet die gewinnbringende Verknüpfung zwischen Sprachsystematik, lautanalytisch exakt ausgewähltem Wortmaterial und dem Einsatz senso-motorisch orientierter Methoden (Lautgebärden, rhythmisches Syllabieren) zur Unterstützung des strategiegeleiteten Lernens. Der senso-motorische Einsatz des rhythmischen Syllabierens mit dem ganzen Körper fördert neben einer korrekten Artikulation auch die Steigerung der Konzentration.